Bogenhalle und ehem. Getreidespeicher – Zukunftsanker
Sowohl die Bogenhalle, die als Auslieferungslager diente, als auch der Getreidespeicher sind architektonische Meisterwerke, die seit Frühjahr 2024 leer stehen und mit dem Zunkunftsanker neu entwickelt werden.
OHW Erlebnis
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Standortinfo
„Nach ihrer Umwandlung in eine Aktiengesellschaft plante die Ankerbrotfabrik im Winter 1923/24 den Bau einer weiteren Verladehalle für die Weißbäckerei von rund 50 Metern Spannweite und 82 Metern Länge (zirka 4.100 Quadratmeter), in der etwa 300 Fuhrwerke täglich mit Brot beladen werden sollten. Die Halle wurde als Eisenbetonkonstruktion mit Eisenzugbändern entworfen. Dazu kam, dass sich die Unternehmensführung trotz der Kapitalknappheit nach dem Ersten Weltkrieg bei einem Zinsfuß von 20 bis 25 Prozent zu einer raschen Bauführung veranlasst sah, wie sie am besten in Eisenbeton durchzuführen war.“ (Rapp/Kristan 2021, 137–138)
Lange Zeit wurde die Bogenhalle, dieses konstruktive Meisterwerk als Auslieferungshalle für Anker verwendet, seit Frühjahr diesen Jahres steht sie leer.
1930 verfügte Anker über eine eigene Mühle und zugehörige Getreidesilos. Der 1926/1927 errichtete Getreidespeicher besteht aus dreißig Stahlbeton-Silozellen, in denen die unterschiedlichen Getreidesorten gespeichert wurden. Er hat eine Höhe von 44 Metern und wurde im Stil der Heimatschutzbewegung errichtet. Dieses Stahlbetongebäude erzielt durch seine fensterlosen, hochaufragenden Fronten eine monumentale Wirkung. Vom Speicher wurde das Getreide über die Straße zur Mühle transportiert, dort gereinigt und gemahlen. Die Heimatschutzarchitektur ist eine architektonische Richtung von zirka 1900 bis nach 1945, die sich als Reaktion auf Historismus und Moderne entwickelte. Er betont besonders die regionale Tradition des Bauens. Auch aus diesem Grund wurden Stil und Bewegung durch die Nationalsozialisten vereinnahmt. Der Heimatschutzstil wurde vor allem im Siedlungs-, Haus- und Villenbau, in der Gartenkunst und im Kirchenbau angewandt. Ein Beispiel für einen Industriebau, wie hier der Getreidespeicher der Ankerbrotfabrik, ist eher die Ausnahme und ungewöhnlich. Seit Frühjahr 2024, als die Firma Anker ihre Produktion nach Niederösterreich verlagert hat, steht auch der Getreidesilo leer.
Die Street Art-Projekte am Getreidespeicher wurden von Faith47, FAILE, Shepard Fairey und Katrin-Sophie Dworczak realisiert. “Die Künstler:innen gingen dabei auch auf die sozialen Infrastrukturen und “kleinen Welten” des zehnten Wiener Gemeindebezirks ein und nahmen farblich auch auf Ankerbrot als Unternehmen Bezug.” (Ankerbrot)
In Zukunft werden sowohl die Bogenhalle als auch der Getreidespeicher zentral für die Entwicklung am “Zukunftsanker” sein.
Text: Claudia Nutz, OPEN HOUSE WIEN
Akteur*innen
Bauherrin: allora immobilien
Generalunternehmen: errichtet von Wayss & Freytag und Meinong