Frauen-Werk-Stadt
Die Wohnanlage „Frauen-Werk-Stadt“ ist europaweit eines der größten Projekte, welches die vielschichtigen Kriterien des frauengerechten Wohn- und Städtebaus erfüllt. Sie gilt als Modellprojekt für alltagsgerechtes Planen und Bauen und fungierte einst als Katalysator der Frauenförderung im Planungsbereich.
OHW Erlebnis
Durchwandle ein Vorzeigeprojekt des sozialen Wohnbaus und erfahre, was frauengerechte Planung ausmacht.
Standortinfo
Im Zuge der Wiener Stadterweiterung 1992-97 wurden zahlreiche Anlagen realisiert, die den sozial-innovativen Charakter der Wiener Wohnbautradition fortführten – u.a. die „Frauen-Werk-Stadt“.
Da die Stadtentwicklung bisher von Männer dominiert wurde, sollten die Kriterien des frauengerechten Bauens bei diesem Projekt nicht nur für den Entwurf selbst gelten, sondern beeinflussten bereits die Vorbereitungen und den Wettbewerb maßgeblich. Diese wurden von dem Frauenbüro der Stadt Wien zusammen mit den Ressorts für Stadtplanung, Wohnbau und Frauenfragen geleitet. Bauträger waren die Stadt Wien und die Wohnbauvereinigung für Privatangestellte, welche damals der einzige gemeinnützige Bauträger in Österreich unter der Leitung einer Frau war.
Die Anlage sollte besonders die Anforderungen von Haus- und Familienarbeit berücksichtigen, angstfreie Innen- und Außenräume gestalten, Mietermitbestimmung in der Planungsphase ermöglichen, sowie nachbarschaftlichen Kontakt durch Infrastruktur und Aneignungsmöglichkeiten, sowie Mieterselbstverwaltung fördern.
Basierend auf dem städtebaulichen Entwurf von Franziska Ullmann wurde das Areal in einem partizipativen Planungsprozess entwickelt und drei weitere Architektinnen, sowie eine Landschaftsarchitektin mit der Konzipierung des Hofs beauftragt.
357 Wohnungen, ein Kindergarten, eine Arztpraxis, ein Polizeiwachzimmer, sowie Geschäftsflächen für einen Lebensmittelmarkt und eine Apotheke wurden realisiert. Die integrierten Infrastrukureinrichtungen sollten die Wege im Alltag verkürzen.
Zahlreiche Gemeinschafts- und Hausnebenräume entlasten und ergänzen die Wohnungen funktionell. Die Grundrisse konnten somit flexibler gestaltet werden. Die Küche wird dabei zur Zentrale der Wohnung – sie ist Arbeits- und Aufenthaltsort mit Ausblick auf die Spielflächen im Hof.
Neben der funktionellen Planung wurde besonders Wert auf die Freiraumgestaltung gelegt. Die Gliederung in Teilräume mit unterschiedlichen Größen und Qualitäten ermöglicht Aneignung und verschiedene Nutzungen.
Text: Sophia Garner
Zum 10-jährigen Jubiläum präsentieren wir die 10 Lieblingsgebäude der letzten 10 Jahre – und dieses Gebäude gehört dazu.
Akteur*innen
Architektur: Franziska Ullmann, Gisela Podreka, Elsa Prochazka und Liselotte Peretti
Landschaftsarchitektin: Maria Auböck